TRiPKiD ist das kreative Duo, bestehend aus Luca Opifanti und Matthias “Matze” Brendle. Die beiden hatten bereits früher gemeinsam in der Band Antiheld gespielt, die sich Ende 2023 nach einer Abschiedstour aufgelöst hatte.
Ihr Debütalbum, schlicht „TRiPKiD“ betitelt und durch Crowdfunding finanziert, wurde am 1. März veröffentlicht. Es enthält zwölf Songs mit einer Gesamtspielzeit von 39 Minuten und 36 Sekunden.
Lang lebe TRiPKiD
Und das Eröffnungsstück wird von „Lang lebe TRiPKiD“ eingenommen, ein Song, der sich mühelos ins Ohr schleicht und dabei ein Hauch von „Where Is My Mind?“ von den Pixies verströmt. Doch noch fesselnder ist der Text, der einen weiten Raum für Spekulationen öffnet. Oberflächlich betrachtet scheint es um einen Künstler zu gehen, der sich vom Leben gelangweilt fühlt, Einsamkeit verspürt und bereit ist, alles wegzuwerfen, was er hat. Und dann heißt es „Lang lebe TRiPKiD“. Wir möchten natürlich niemandem etwas unterstellen, aber singen TRiPKiD hier über sich selbst? Vielleicht losgelöst von allem, was war, weg von Antiheld und der bisherigen Karriere, die sie vielleicht doch in eine Art Korsett gezwängt hat? Abgesehen von diesen Gedanken, die aufkommen könnten, ist es ein herausragender Song, der ins Ohr geht und das neue Abenteuer einläutet.
Der zweite Track, „Fuck Me„, präsentiert sich als ein Liebeslied, das die Thematik der Einsamkeit anspricht. Die Melodie entfaltet sich sanft, während der Rhythmus eine lebhafte Dynamik ausstrahlt. Tanzbar und dennoch mit einer nachdenklichen Unternote.
Track 3, betitelt „Kids am Block„, überrascht bereits zu Beginn mit seinem markanten Einstieg und einem unerwarteten Break. Die Melodie und der Text strahlen eine gewisse Düsternis aus. Die Lyrics handeln vom Aufwachsen unter schwierigen Umständen und den damit verbundenen Herausforderungen. Sie zeichnen ein Bild einer Welt, in der Kinder mit den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens konfrontiert sind und sich in einem Umfeld voller Gewalt und Unsicherheit zurechtfinden müssen. Es ist beeindruckend, wie TRiPKiD sich solch komplexen Themen widmet. Ihre Musik wird so zu einem Sprachrohr für diejenigen, die ihre Stimme nicht erheben können.
Der vierte Track, „Higher als der Himmel„, erinnert mich erneut an Pixies und ihren Song „Where Is My Mind?“. Doch dafür können TRiPKiD nichts. This is in my mind. Die melancholische Note verleiht dem Song eine besondere Tiefe, während der Rhythmus energiegeladen bleibt. TRiPKiD beweist einmal mehr ihr Talent, eingängige Melodien zu erschaffen, die im Ohr bleiben.
Track 5, „Unsere Schwestern„, ist eine Zusammenarbeit mit BABOZA und ein Song, der es in sich hat, besonders in textlicher Hinsicht. Hier wagen sich TRiPKiDauf neues Terrain, das in der Musikwelt selten betreten wird. Die Lyrics thematisieren die Realität und die Ängste, denen Frauen und Mädchen ausgesetzt sind. Sie beschreiben die Bedrohungen, denen sie auf der Straße begegnen und die Sorge, die sie beim Nachhauseweg empfinden. Es ist ein eindringlicher Appell zum Umdenken und zur aktiven Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Die eingängige Melodie und der mitreißende Refrain verstärken die Botschaft des Liedes und regen zum Nachdenken an.
Track 6, „One-Night-Stand„, beginnt bereits mit einem einprägsamen Klang. Es ist ein Liebeslied mit einer traurigen Note. Die Botschaft ist klar: Kein flüchtiger One-Night-Stand kann echte Liebe ersetzen. Auch wenn diese Erkenntnis nicht neu ist, ist sie dennoch wichtig und darf ruhig wiederholt werden. Vielleicht gibt es noch einige, die diese Lektion noch nicht gelernt haben.
Track 7, „Glut„, beginnt mit einem fesselnden Klang, der sofort Aufmerksamkeit erregt. TRiPKiD zeigt hier erneut ihr Talent, Songs zu kreieren, die einen einzigartigen Wiedererkennungswert haben, während sie dennoch vielfältig und unterschiedlich sind. Das Klavierspiel verleiht dem Song eine zusätzliche Dimension und fügt eine gewisse Tiefe hinzu.
Track 8, „Suicide Squad„, ist etwas düsterer und vielleicht weniger eingängig als andere Stücke, aber dennoch packend.TRiPKiDversteht es, Texte zu schreiben, die tief berühren, auch wenn sie oft eine traurige und melancholische Note haben. Man fragt sich unweigerlich, wie glücklich der Texter wohl ist? Ein wenig mehr Fröhlichkeit wäre vielleicht keine schlechte Idee, aber dennoch fasziniert die Band mit ihrer Fähigkeit, tiefgründige Emotionen auszudrücken.
Track 9, „Ich schlucke Gift„, ist erneut ein trauriges Liebeslied, das zum Nachdenken anregt und emotionale Reaktionen hervorruft. Trotz seiner Melancholie ist der Song eingängig und lädt zum Mitwippen ein.TRiPKiD scheut nicht davor zurück, auch die dunklen Seiten des Lebens zu thematisieren. Es ist eine Band, die auf eine tiefere Ebene eindringt und den Hörer dazu bringt, sich mit seinen eigenen Emotionen auseinanderzusetzen.
Track 10, „Trip„, präsentiert sich als sanftes und ruhiges Stück, das im Gegensatz zu den schnelleren Rhythmen der vorherigen Songs steht. Obwohl der Song eine eingängige Melodie hat, bevorzuge ich persönlich doch die schnelleren Stücke.
Track 11, „Alle wollen Vergebung, aber keiner auf die Knie„, transportiert eine klare Botschaft. Die düstere und härtere Note in Verbindung mit einem fesselnden Beat weckt Assoziationen zu Deichkind. Diese unerwartete Verbindung zwischen Pixies und Deichkind ist definitiv ein Lob und zeigt die vielseitige Kreativität von TRiPKiD.
Track 12, „Roadtrip„, bildet einen gelungenen Abschluss für das Debütalbum von TRiPKiD. Mit einem eingängigen Ohrwurm und einem schnellen Tempo schließen sie das Album so ab, wie sie es begonnen haben. Es zeigt ihre Fähigkeit, den Hörer von Anfang bis Ende zu fesseln und hinterlässt einen positiven Eindruck ihrer musikalischen Vielseitigkeit.
Fazit:
Das war definitiv eine Reise durch verschiedene Emotionen – von der Eile zum Stillstand, von Freude zu Traurigkeit, von Euphorie zu Depression und dann wieder zur Wildheit und Kritik. Und das nicht nur textlich, sondern auch musikalisch. Besonders faszinierend ist, wie die Songs einen Wiedererkennungswert haben, ohne sich wie eine Einheitsmasse anzuhören. Hier zieht sich ein roter Faden durch, der ganz nach TRiPKiD klingt. Ein Teil dieses Wiedererkennungswerts geht sicherlich auf die markante Stimme von Luca Opifanti zurück. Seine Stimme ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal der Band und das ist bei einer Band von unschätzbarem Wert.
Zugegeben, es gab Momente, in denen mich das Album textlich etwas gedrückt hat, aber das lag eher daran, dass die Texte tiefgründig sind und zum Nachdenken anregen. Jedoch sollte ein Album einen nicht unbedingt runterziehen, aber vielleicht ist das auch meine persönliche Perspektive als glücklicher Mensch, der nicht mit jedem Songtext in Resonanz geht. Dennoch trifft TRiPKiD den Nerv der Zeit. Sie sprechen Themen an, mit denen sich viele identifizieren können und das ist das Schöne an ihrer Musik und diesem Album: Ihre Musik spricht sowohl glückliche als auch unglückliche Menschen an und bedient damit ein breites Spektrum von Hörern. Das ist wirklich clever gemacht! Ein Hoch auf TRiPKiD! Lang möge ihre Musik leben!
Album Review von Mia Lada-Klein