Achtung, hochansteckend! Spätpubertierender Humor von Götz Widmann auf „Blütenduft“
Für sein 20. Album ließ sich Götz Widmann etwas Besonderes einfallen, indem er die Produktion komplett in seine Wahlheimat auf den Kanaren verlagerte. In dieser Insel-Idylle, in der es neben dem Frühling keine anderen Jahreszeiten gibt, ließ sich Götz Widmann von der paradiesischen Fauna, der ansteckenden Lebensfreude seiner Mitmenschen und vermutlich von der einen oder anderen bewusstseinsveränderten Spaßzigarette beim Schreiben der Songtexte inspirieren. Unterstützung bekam er dabei von vier weiteren Musikern und einem Produzenten, die einen Monat gemeinsam mit ihm arbeiteten und feierten. Auf diese Weise entstanden die 10 Lieder des neuen Albums „Blütenduft“, welche die Emotionen des Solokünstlers authentisch und ungefiltert, ungeachtet der omnipräsenten positiven Grundstimmung bei der Produktion, widerspiegeln.
Im ersten Lied „Party Time“ beginnt es mit einem lebensfrohen Trinklied, das einfach gestrickt ist und dadurch ansteckend sein kann. „Trinkerdisneyland“ legt noch einen drauf, indem es die Kneipenkultur für die Trinker dieser Welt als „spirituell“ beschreibt. Doch jeder Rausch hat seine Schattenseiten, birgt Gefahren und sind für den Einzelnen stets ein Balanceakt, ein immerwährendes Abwägen zwischen den Vor- und Nachteilen. Dies thematisiert Widmann in „Verkacken mit Verstand“.
Einen Rundumschlag an Gesellschaftskritik hält der Song „Großkonzern“ bereit. So laut hat man Widmann noch nie auf Platte schreien hören. Musikalisch gemächlicher geht es hingegen bei „Leise“ zu, einem Song, der die beengten und unwürdigen Lebensverhältnisse vieler Menschen in den Großstädten anprangert.
Und zwischen den Themen Rausch und Wut hat Widmann natürlich viel zum Thema „Liebe“ zu sagen. Zum einen die Liebe, die platonisch sein kann, wie in „Romi“ beschrieben und zum anderen die körperliche Liebe, die so viel unwiderstehliche Kraft besitzt, dass man sich ihr wie im Song „Du“ einfach nicht entziehen kann.
Fazit: „Blütenduft“ ist ein Konzeptalbum, das sich in jeder Textzeile dem Hier und Jetzt mit allen Höhen und Tiefen widmet. Ungeschminkt, abstrus, komisch und großartig sind Widmanns Textzeilen, nur eines sind sie nicht: langweilig.
Albumkritik von Sveni