„Hier ist der Mittelfinger für Nazis für immer!!!“ – DONOTS & Co. rocken die Berliner Columbiahalle.
Eigentlich spielte heute auch noch eine dritte Band, nämlich Akne Kid Joe, allerdings waren im Vorfeld leider andere Einlasszeiten kommuniziert worden, sodass bei unserer Ankunft 19.30 Uhr in der Tempelhofer C-Halle nur noch die letzten Akkorde dieser ersten Band zu hören waren und wir somit weder Fotos noch Bericht dazu liefern können. Shit happens…!
Nach (wirklich extrem) kurzer Umbauzeit stehen um 20.20 Uhr schon die Jungs von Montreal am Start. Wer auf tanzbaren deutschsprachigen Spaß-Punkrock steht, ist bei den 3 Hamburger Jungs, die schon seit fast 20 Jahren (im Herbst gibt’s anlässlich des runden Bandgeburtstages eine kleine feine Deutschland-Österreich-Schweiz-Tour) gemeinsam auf der Bühne stehen, genau richtig. Kracher wie „Endlich wieder Diskozeit“ und das 80er-Jahre Cover „Katherine, Katherine“ werden uns heute aufs Ohr geschmettert, ebenso wie „Auf der faulen Haut“, wo das Publikum schon gar nicht mehr faul ist und Gitarrist Yonas (der im echten Leben als Sozialrichter in Berlin-Moabit seine Brötchen verdient), feststellt: „Zwei Songs und ich schwitze wie ein Schwein, ich finde, wir machen alles richtig!“. Bei dem extrem tanzbaren „Katherine, Katherine“ stellt Bassist Hirsch mit einem Augenzwinkern fest, dass der Text ja eigentlich gar nicht mehr zeitgemäß sei, weil es darum ginge, ein Mädchen mit seinem Luxusgefährt beeindrucken zu wollen und dann abzuschleppen, aber „egal, wir bringen es trotzdem!“ Immer wieder wird das Publikum zum lautstarken Jubeln&Mitsingen animiert, damit die Donots, die schon ganz aufgeregt hinter der Bühne sitzen, weil sie heute zu ihrem Tourabschluß in der Hauptstadt spielen dürfen, es auch hören, sie seien ja schließlich auch nicht mehr die Jüngsten… 😉
Nach knapp 30 Minuten ist mit dem letzten Song „Tag zur Nacht“ die schöne Montreal-Zeit für heute auch schon wieder vorbei, aber wer noch nicht genug hat, kann mit der Band am 20.12. im Heimathafen Neukölln, wie gesagt runden Geburtstag feiern… wir freuen uns drauf!
Jetzt verdeckt ein weißer Bühnenvorhang „Donots-Heute ist ein guter Tag“ die Umbauarbeiten auf der Bühne, die ersten Akkorde erklingen und man sieht Ingo Donot hinter dem Vorhang Schattenboxen. Die Menge (C-Halle ist fast ausverkauft heute, es gab nur noch ein paar Resttickets an der Abendkasse) quittiert dies mit einem lauten Johlen, wir wollen TANZEN. Wer von Euch schon mal das Vergnügen hatte, die auch hinter der Bühne sehr sympathischen und so gar nicht mit Starallüren behafteten Jungs aus Ibbenbüren sehen zu dürfen, der weiß, dass man heute nicht ums Tanzen und Springen herumkommen wird. Ich würde wirklich gern rein interessehalber den Energieverbrauch von Ingo bei einem zweistündigen Gig messen, es muss galaktisch sein. Ein Punkrockflummi mit extrem geilen Songs zum Mitgrölen und dazu noch der richtigen politischen Einstellung, die oft und gern mit den Massen geteilt wird („Hier ist der Mittelfinger für Nazis für immer!!!“) – was will man mehr!? Wir hatten das große Glück, Ingo und Guido im Juli 2012 beim Greenville-Festival in Paaren am Glien kurz sprechen zu dürfen und konnten feststellen, dass die Jungs wirklich extrem publikumsnah sind und sich wirklich alle Zeit der Welt für ihre Fans nehmen.
Auch heute, 11 Jahre später ist die Energie, die von der Bühne aufs Publikum überspringt, einfach sensationell, es dauert nicht mal einen Song lang (1. Song „Auf sie mit Gebrüll“) und die Halle ist in eine mit Punkrock gefüllte Sauna verwandelt worden, in der die Massen sichtbar und hörbar Spaß haben. Nach dem 2. Song „Calling“ folgt das Begrüßungszeremoniell: „Berlin, habt ihr uns vermisst??? Habt ihr euch das letzte halbe Jahr lang jeden Abend in den Schlaf geweint und unsere Namen geflüstert? Die einzige Regel heute Abend: Es gibt keine Regeln!“. Beim dritten Lied müssen dann die ersten Jungs und Mädels aus den ersten Reihen schon zum Sani. Die Hitze und wahrscheinlich auch die große Vorfreude fordern eben ihre Opfer. Auf der Bühne finden zwischen den Songs immer wieder witzige verbale Kabbeleien zwischen den Brüdern Knollmann statt: „Alter-f*ck dich! So ist das, wenn man 29 Jahre zwangsverheiratet ist…!“ Aber nicht nur die Bühne wird genutzt: Ingo lässt sich singend auf einer alten Couch sitzend übers begeisterte Publikum tragen.
Gegen 23 Uhr ist der sehr kurzweilige Abend in Tempelhof leider zu Ende und wir verlassen schwitzend und glücklich die gute alte Columbiahalle nicht ohne uns am Eiswagen vor der Halle noch eine wohlverdiente Kugel Eis zu gönnen.
Konzertbericht von Anne und Konzertfotos von Marcus Sielaff für Pressure Magazine