Rogers – das steht für modernen, frischen Punkrock aus Düsseldorf, der zum Pogen und Springen einlädt. Gesang und Gitarren sind rau, hart, schnell und dennoch melodisch, laden zum Mitsingen und mit den genretypischen „Ooohhhoooohhhooooosssss“ zum bierseligen mitgrölen ein. Die Texte variieren zwischen den emotionalen Herausforderungen des alltäglichen Lebens, Partysongs und subtilen politischen Statements, ohne dabei in plumpe Parolen abzurutschen. Beste Voraussetzungen also für einen gelungenen Ausflug ins Szenezentrum in Leipzig Connewitz, dem Conne Island.
Doch vor Ort war erstmal Ernüchterung angesagt. Der Laden war nur halbvoll. Was war denn hier los? Bei meiner letzten Rogers-Show zwei Jahre zuvor platzte das Island noch aus allen Nähten. Doch der Stimmung tat dies keinen Abbruch. Schon die beiden Support-Acts MKS – Mandel Kokain Schnaps und Le Fly heizten dem Publikum ordentlich ein. Dieses ließ sich nicht zweimal bitten und die ersten Hüften wurden geschwungen und Arme in die Höhe geworfen. Und ist ja eigentlich auch egal, wie viele Leute da sind. Eine gute Band performt vor zehn Leuten genauso intensiv wie vor zehntausend. Und zum Bier kommt man auch schneller!
Als sich die Rogers schließlich mit „Immer noch da“ auf der Bühne anmeldeten, gab es im Publikum kein Halten mehr. Da wurden Köpfe im Takt geschüttelt, voller Inbrunst mitgesungen, die ersten Pogo-Pits geöffnet und Menschen über das Publikum getragen. Für mich als Fotografen durchaus herausfordernd, es gab keinen Fotograben. Aber so mag ich es, mittendrin im getümmel, selbst das Konzert feiern, während ich arbeite. Ist das eigentlich eine Definition von Traumjob?
Mit dem Song „Hallo Chef“ konnte ich mich diesen Abend zumindest nicht identifizieren. Gefeiert habe ich ihn trotzdem, genauso wie das restliche Publikum. „Hoch die Tassen„, „Die Nachbarn von oben“ und „Mittelfinger für immer“ heizten der wilden Crowd immer weiter ein. Neben Pogo und Circle-Pits zog plötzlich eine Party-Polonaise durchs Conne Island.
Mit „Kann mich bitte jemand tragen“ wurde es zwischenzeitlich sentimental und zu „Stiller Wunsch“ holte die Band dann auch die Akustikgitarre und das Publikum die Handylichter heraus. Es tut gut, dass schwere Themen oder ein vermeintlich einfaches „um Hilfe zu bitten“ kein Tabu mehr sind, dass man kein knallharter Hund in der Szene sein muss, sondern dass Bands diese Themen auf der Bühne ansprechen, dass Solidarität und Zusammenhalt nicht nur Floskeln in Songtexten sind.
Anschließend ging es jedoch nahtlos über ins wilde Finale. „Kreuzberger Nächte“, „Vergiss nie“, „Mach du deinen Punk“, „Anders als ihr“. Die Tanzbeine wurden geschwungen und das eine oder andere Bier wurde über den Tresen gereicht, so dass als Fazit des Abends stehen bleibt: „5 Sterne, gerne wieder“!
Bericht und Fotos von Alexander Thoms Fotografie