Interview mit Sammy Amara, Frontmann der Broilers im Mai 2001 zu ihrer damals aktuellen Album-Veröffentlichung „Verlierer sehen anders aus“.
Die Düsseldorfer BROILERS verbinden neben „klassischen“ Elementen aus Oi und Punkrock, auch Einflüsse aus Psychobilly und zum Teil auch aus dem Ska- und Reggaebereich, die seit der Veröffentlichung von „Verlierer sehen anders aus“ immer stärker hörbar werden. Seitdem pflegt die Band auch ein kreativ inszeniertes Mafia-Image, was vor allem durch die Texte und das Layout der Tonträger und des Merchandise aus der Feder des Bandkopf Sammy Amara transportiert wird.
Sammy, stell dich bitte kurz vor – woher kommst du, wo und wie bist du aufgewachsen?
Hallo Fellows, Hallo Marcus. Ich bin Sammy, Sänger und Gitarrist der Broilers. Ich komme aus Düsseldorf und wurde dort Ende der 70er geboren.
Im Süden Düsseldorfs bin ich aufgewachsen, verdorben und zudem geworden was ich heute bin. Mein Vater kam vor verdammt vielen Jahren auch aus dem Süden. Dat erklärt auch den Pizzabäcker-Style an mir.
Welche Musik hörst du privat?
Wenn ich Musik höre, und dat geschiet eigentlich rund um die Uhr, dann ist die „Basis“ immer Punkrock oder Oi!, nenn es wie du willst.
Des Weiteren liebe ich melancholischen Rock-a-Billy und Country, allet wat in die Kontrabass-Ecke geht, mit lecker vielen Moll Akkorden, außerdem finde ich die „Dem Brooklyn Bums“ sind die Assigötter des Swings und auch ich halte Madness für die dickste Ska Band.
In der Badewanne pups ich Blasen durch den Schaum, wenn aus dem Transistor Skinhead Reggae kommt. Wenn Musik handgemacht und voller Power oder Melodie (im besten Fall voll von beidem) ist, dann lieb ich sie. Musik regiert meine Welt!
Wie kamt Ihr überhaupt auf die Idee eine Band zu gründen und wie sehen Eure Konzerte aus?
Als Andi und ich 1992 anfingen, zusammen Musik zu machen war et ne Schüler Band die uns schwer imponiert hat. Und die Toten Hosen waren es 1991 glaub’ ich, die uns mit der Cover Platte „Learning English“, auf der von Ramones bis Sham 69 und den Vibrators alles verbraten wurde, dezent den richtigen Weg wiesen. Punkrock war ab jetzt König im Haus. Von da an probten wir so oft es ging, und et dauerte ziemlich lang, bis sich die Sache auch einigermaßen anhörte. Im Moment is es leider so, dass wir dadurch das der Andi bei der Marine ist nicht mehr so oft dazu kommen, zusammen Musik zu machen, zudem ist der Menke (Rythmus Gitarre) vor ein paar Wochen aus der Band ausgestiegen und Ersatz zu finden ist nicht gerade das einfachste.
Der Jung hat nach fast vier Jahren in Cottbus am 14.04.2001 seinen letzten Gig gespielt. Und er fehlt dementsprechend Live. Wir haben bis jetzt wieder zwei Gigs ohne ihn gespielt. Dies ist doch recht ungewohnt für uns, denn an den Sound von zwei Gitarren haben wir uns verdammt gewöhnt, zudem ist die zweite Gitarre unerlässlich für die meisten unserer Songs.
Alles ist darauf aufgebaut. Deswegen wird zurzeit ein neuer Mann angelernt, ebenfalls aus dem Süden D-towns, Trinker (was der Menke seit 10 Monaten nicht mehr war) und sehr korrekt (was der Menke auch immer bleiben wird, egal ob er noch bei uns inner Band ist oder nicht). Die Gigs gehen bei uns immer gut ab und machen uns verdammt viel Spass. Damit dat so bleibt heißt es jetzt fleißig Gitarristen fit machen und dann wieder auffe Bühne!
Kommen wir zur aktuellen CD „Verlierer sehen anders aus“ – hast Du die Texte geschrieben, was hat sich deiner Meinung nach seit „Fackeln im Sturm“ verändert und welche Message wollt Ihr der Welt mitteilen?
Den größten Teil der Texte habe dieses Mal wohl schon ich allein geschrieben, jedoch gibt und gab auch Andi nicht selten verbal Gas und hält dieses dann schriftlich fest. Gerade die Texte, so glaube ich, sind es die bei der „Verlierer sehen anders aus“ den Unterschied zur „Fackeln im Sturm“ ausmachen, und sie so besser als das Debüt machen. Die Texte sagen diesmal verdammt viel und das ohne abgezwiebelte Parolen zu wiederholen.
Viele Zitate aus den Texten kann man sich ohne Probs auf nen T-Shirt ballern, manche wenige Sätze sagen diesmal eben alles. „Brichst Du mein Herz, brech ich Dir den Arm“. Die ganze Platte ist diesmal weniger oberflächlich. Alles steht mehr in einem persönlichen Zusammenhang, der jedem Hörer Erfahrungen, die er auch aus seinem Leben kennt, erzählt. Bedingt durch die lange Zeit, die wir zwischen beiden Platte hatten und die Erfahrungen, die wir in dieser Zeit machten, sowohl positive als auch negative, ist die ganze Sache sehr abwechslungsreich geworden. Musikalisch sowie textlich hat die neue Platte ordentlich Tinte auffem Füller!
Welche Themen sprecht Ihr auf dem aktuellen Album an und wieso habt ihr euch dazu entschieden?
Wie oben erwähnt, sind es viele zwischenmenschliche Dinge, die Erwähnung finden. „Laster & Sünde“ und „Du und Dein Elend“ rechnen mit Typen ab, die nach einer sehr fragwürdigen Maxime Leben. „69-77-88“, sagt ganz klar, wer die Wixxer in diesem unserem Lande sind „… Ich scheiss nen Haufen auf die Farbe Deiner Haut…„( Zitat:“69-77-88“).
Andere Lieder sind Fiktionen über Großstadt Hooligans, kleine Gangster und andere Kollegen, wie man sie nicht selten und nicht nur in Düsseldorf trifft. Lieder wie der Titelsong „Verlierer sehen anders aus“ oder „So ist halt die Welt“ sollen dir einfach nur in den Arsch treten, damit du selbigen hochbekommst!
Das Design und Artwork der neuen CD hebt sich ab vom Vorgänger, woher kommt das und weshalb habt ihr euch diesmal für eine Digipack Variante entschieden?
Auf Digipacks stehen wir einfach. Ein geiles Artwork ist leider oft der letzte Grund, jemanden vom Brennen einer CD abzuhalten. Alles, was unter dem Namen Broilers erscheint, soll immer für hohe Qualität stehen. Egal, ob die bald erscheinenden Shirts, die Veröffentlichungen oder aber anderer Merch. Alles muss in sich stimmen. Leider hatten wir bei der Erstpressung der neuen CD verdammt viele Probleme mit dem Presswerk. Da war nix mit hoher Qualität.
Die gute Seite dabei ist, dass die CD mit dem „rauhen“ Cover auf 1000 Stück limitiert ist. Zudem gibt es noch eine verdammt seltene Digipack Auflage mit Hochglanzcover, die auf nur 200 Exemplare limitiert ist. In Kürze erscheint die endgültige, unlimitierte Auflage. Diese wird dann so sein, wie es von Anfang an geplant war. Näheres dazu später über unsere Website.
Was macht Eure Musik aus und wodurch wird sie geprägt – was sagt die Presse über Euch und wie steht ihr zu ihr?
Ich denke, wir haben über die Jahre, in denen wir Musik machen, unseren eigenen Stil gefunden. Es macht uns sehr stolz, wenn jemand ein neues Lied von uns hört und sofort erkennt, dass das, was da aus den Boxen kommt, die Broilers sind. Unsere Musik ist sehr melodisch, ohne jedoch den Druck zu verlieren. Zudem sind wir sehr offen für Experimente. Wenn wir zu einer bestimmten Zeit mehr auf Hardcore abfahren, gibt es eben einen schnelleren, härteren Song. Grillen wir im Sommer zu Ska Klängen könnt ihr jetzt schon mit einer Offbeat Nummer rechnen…
Das ’97 Debüt „Fackeln im Sturm“ wurde von der Presse gnadenlos abgefeiert, ja und ja… wir hatten nen Stäbchen inner Buchse, es war fast schon beängstigend. Die Kritiken, die wir zur neuen Platte bisher hatten, waren auch hammermäßig. Es werden jedoch noch viele folgen, da die Promo noch nicht so lange draußen ist. Wir sind sehr gespannt. Wir können jedoch jetzt schon absehen, dass sich zwei Lager bilden. Die einen lieben den ersten Longplayer, die anderen finden den neuen um Längen besser. Auf Gigs werden wir beide Crews mit einer Mischung aus allen Veröffentlichungen bedienen!
Wie wir zur Presse stehen? Wir halten Fanzines etc. für verdammt wichtig. Die Presse entscheidet über den Erfolg oder die Niederlage einer Band/Platte. Trotzdem ist und bleibt Axel Springer ein Hurensohn!
Wenn wir uns euer Merchandise ansehen, gibt es im Moment außer den CDs sehr wenig zu ergattern, wann ist mit der Produktion von T-Shirts o.ä. zu rechnen?
Du hast recht. Und das liegt einzig und allein an uns. Dieses wird sich jedoch Mitte des Sommers ändern. Buttons erscheinen bereits die nächsten Wochen. Aufnäher, Sticker und T-Shirts folgen dann. Unser Fehler war immer die Merch Produktion zu verpennen. Ich halte es aber für besser sich lieber mehr Zeit für etwas zu lassen und dann ne „runde“ Sache abzuliefern, als alles überstürzt auf den Markt zu werfen und dann nen schlechtes Deign und noch schlechtere Qualität abzuliefern. Das ganze Broilers Artwork machen wir selbst. Wir beraten gemeinsam und ich setzte das dann um. Jeder Grafiker, der etwas für sich selber designt, wird wissen, dass man den Job besonders perfekt machen will. Und um keinen Fehler zu machen, hab ich lieber gar nicht erst angefangen, haha!
Unter www.broilers.de kann man eure recht passable Homepage bewundern. Wie ist sie entstanden, wer kümmert sich darum und sieht die Zukunft aus?
Danke, die Website ist auch Broilers Handmade und wird von uns selbst betreut. Über die Website und den „Broilers Service“ erreicht ihr uns direkt, dazwischen ist niemand geschaltet. Die Zukunft sieht rosig aus. Da ich bald meinen Hausmeister Job gegen eine Halbtagsstelle eintausche und Andi die Marine verlässt, haben wir in Kürze vielmehr Zeit für die Band, also die Website, den Mailorder und Interviews etc.. Dafür danke ich dem Herrn!
Wie siehst du persönlich die deutsche Oi!-Szene bzw. die Skinhead-Szene?
Musikalisch und Kleidungstechnisch ist die ganze Szene um einiges toleranter geworden. Das ist das, was mir besonders auffällt. Und ich halte das für einen Fortschritt, auch wenn viele anders denken werden. Der braune Dreck ist zwar wieder verstärkt am Start, wird sich jedoch so schnell wieder auf die Dorfdiskos verpissen, wie er daher kam. Good night, white Pride!
Danke für das Interview und wir sehen uns auf dem nächsten Gig!
Keine Ursache Marcus. Macht weiter so mit Eurer Website, die ganze Geschichte sieht sehr vielversprechend aus.
Interview von Marcus Berg am 22.05.2001 – Ursprünglich erschienen im Oi!vision Online-Musikmagazin
Offizielle Homepage: www.broilers.de
Jetzt bestellen: „Verlierer sehen anders aus“ bei Amazon.de